Augentraining nach Bates:

Wer war das und was ist das ?

WilliamHBates Portraitphoto

Der amerikanisch Augenarzt Dr. Wiliam Horatio Bates wurde 1860 geboren und starb 1931. Im Jahre 1891 beobachtete er, dass sich bei manchen Menschen eine Fehlsichtigkeit auch wieder vermindern kann. Dies brachte ihn auf die Idee, Fehlsichtigkeiten durch Augenübungen zu verbessern. Ab 1910 war dies sein Lieblingsthema das er bis an sein Lebensende propagierte und 1920 in seinem Buch: “Perfect Sight without Glasses“ darstellte. Er war sich sicher, daß Fehlsichtigkeiten durch abnorme Spannungszustände der äußeren Augenmuskeln und des Ziliarmuskels entstehen. Die Lösung mußte daher nach seiner Ansicht in Übungen für diese Muskeln, in denen sie einerseits entspannt und andererseits gestärkt werden, bestehen.

Funktioniert das ?

Wenn das so einfach ginge, wäre Herr Fielmann nicht so ein reicher Mann. Aufgrund einiger Denkfehler bei diesem Modell ist die Methode ein Irrtum, entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage, ist nicht effektiv und wird daher von der Augenheilkunde abgelehnt.

Bei Hornhautverkrümmung, ist die Optik des Auges (vor allem die Hornhaut) so verformt, dass kein Muskel dies gerade biegen kann. Allenfalls kann man durch Zusammenkneifen der Augen bei Hornhautverkrümmungen bestimmter Achslagen eine optische Verbesserung für einen kurzen Moment bewirken.

Bei Kurzsichtigkeit, ist das Augen viel zu lang gebaut, so das kein scharfes Bild auf der Netzhaut entstehen kann. Dieses Problem der falschen Baulänge des Auges ist der Haupthaken am Gedankenmodell von Bates. Eine Änderung der Baulänge ist auch nicht durch Muskelanstrengung hin zu bekommen. Einen Sonderfall, stellt die durch zu lange Naharbeit im Laufe des Tages entstehende krampfartige Kurzsichtigkeit (Spannungsmyopie) dar. Hier muß sozusagen der Naheinstellungsmuskel den ganzen Tag so arbeiten, dass er abends nicht mehr richtig locker lassen kann. Bildschirmarbeiter kennen das als schlechteres Schilder lesen können auf der Rückfahrt von der Arbeit. Entspannungsübungen können hier tatsächlich helfen. Es handelt sich aber nur um eine leichte Kurzsichtigkeit von 0,5 bis 0,75 Dioptrien und nicht um solch massive Sehfehler, wie Bates meinte, sie beheben zu können.

Komplizierter wird es bei der Weitsichtigkeit. Hier ist das Auge zu kurz gebaut und der Ziliarmuskel muß sich ständig anstrengen, doch noch auf die Netzhaut scharf zu stellen (fokussieren). In jungen Jahren klappt das noch recht gut und führt unkorrigiert allenfalls zu Ermüdungserscheinungen beim Lesen oder zu kindlichem Innenschielen aufgrund der Koppelung von Naheinstellung und Innenbewegung der Augen. Mit zunehmendem Alter nimmt jedoch die Flexibilität der Augenlinse ab und man hat zunehmend Probleme über die Weitsichtigkeit "hinweg zu fokussieren". Mit dem Auftreten der Alterssichtigkeit, bei der der Muskel endgültig überfordert ist, die steif gewordene Linse zum Scharfstellen zu verformen, klappt das dann gar nicht mehr. Selbst eifrigstes Augentraining führt hier auf die Dauer nur zu Beschwerden im Augenbereich, kann aber die Notwendigkeit einer Lesebrille nicht verhindern.

Wird das noch angewendet ?

Oh ja, sogar gar nicht selten. Der Wunsch nach einem Leben ohne Brille ist verständlicherweise so stark, daß die Methode nach Bates über die Jahre immer wieder, teils prominente Anhänger gefunden und immer noch eine große Fangemeinde hat, obwohl bei den "Erfolgen" mehr die Einbildung oder aber Sonderkonstellationen an den entsprechenden Augen, den entscheidenden Faktor darstellen. Jüngster Vertreter ist der selbsternannte Bestsellerautor Leo Angart aus Holland, der als Augentrainer weltweit unterwegs ist. Neben zwei Büchern ("Vergiss Deine Brille - Mit effektiven und gezielten Übungen zurück zur natürlichen Sehkraft" und "Wieder lesen ohne Brille - einfache Übungen bei Altersweitsichtigkeit") ist er jetzt auch mit einer Internetseite (www.onlineaugentraining.de) erfolgreich. Dort heißt es: "Deine Sehkraft hängt vor allem vom Zusammenspiel der inneren und äußeren Muskeln Deiner Augen ab. Die Fähigkeit zu fokussieren, beruht nur zu 10 Prozent auf der Fähigkeit deiner Augenlinse. Die restlichen 90% basieren auf der Funktionsfähigkeit des gesamten Sehsystems". Weiter: "Beim Online Augentraining kannst Du deine Sehschärfe bereits nach wenigen Wochen - je nach Grad der Fehlsichtigkeit schon nach wenigen Tagen - deutlich verbessern. Verbesserungen von einer Dioptrie in einer Woche sind erreichbar". Er selber sagt von sich, er habe schon vor 20 Jahren seine Kurzsichtigkeit von -5,5 Dioptrien wegtrainiert und diesen Zustand bis heute erhalten. Leider ist dies nicht überprüfbar. Der fehlende Erfolg des Augentrainings aber schon.

Womit darf man es nicht verwechseln ?

Übungsbehandlungen in der Sehschule

(Stand 14.01.2021)